Gasalarm!

Ja, auch Sie kennen das Missgeschick! Zumeist kommt es unerwartet, unsichtbar und unerwünscht. Der grosse Knall kann ausbleiben – was der Sache aber nicht die Wirkung nimmt. Im Gegenteil – versichern jedenfalls Fachleute der üblen Materie.

Und? – Falsch! Die Rede ist nicht vom Fremdgeh-Geständnis oder von medizinischen Wehwehchen wie etwa einem Herzinfarkt, einer Prostatavergrösserung oder einem pathologischen Hang zum Jammern. All dies ist typisch männlich. Unser Problem hingegen nicht. m/w/d sind gleichermassen betroffen.

Gemeint ist etwas, was niemand gerne umgangssprachlich betitelt – der Etikette wegen: Flatulenz! FLA-TU-LENZ – genau.
Immer noch keine Ahnung? Sie sind so anstrengend! Gasbildung, das Entweichen von Blähungen, Darmwinde. Ist der Groschen endlich gefallen? Also, geht doch...

Dummerweise entweicht das ach so Menschliche meist dann und dort, wo’s gerade ganz und gar nicht passt: im Lift, während einer Sitzung, beim Bewerbungs- oder Mitarbeitendengespräch, in der kleinen Cafeteria um die Ecke, wo jede jeden kennt, beim ersten (und somit letzten) Date, während intimer Momente. (Sie verstehen…)

Fatal: Einem aromatischen Gemisch, das sich gemäss der kinetischen Gastheorie (Sie schmunzeln? Die gibt’s!) mit einem Tempo von (vor Ort gemessenen) aus sicherer Entfernung berechneten 240 Metern pro Sekunde ausbreitet (100-m-Weltrekordhalter Usain Bolt schaffte lächerliche 10,4 Meter), kann niemand entfliehen. (Wer, um Himmels Willen, bezahlt Leute, die so etwas ausrechnen…) Es trifft m/w/d gendergerecht gleichermassen gnadenlos. Flüchten sinnlos.

Ein klitzekleiner Trost vielleicht: Die Gasmoleküle werden von der umgebenden Luft quasi ausgebremst – was deren Wirkung zeitlich begrenzt und ein Überleben in aller Regel möglich macht.

Neben dem physikalischen Aspekt ist auch der soziale für Flatulenz-Fans (Auch die gibt’s: Fragen Sie Gott Google…) äusserst interessant. Zwecks Veranschaulichung stelle man (m/w/d) sich das Verhalten Betroffener während der Managementsitzung einer Bank vor. Ist das Malheur einmal durchgegangen (sorry!), lenkt selbst das Traktandum «Erhöhung der Jahresboni» üüüüberhaupt nicht vom penetranten Gemiefe ab.

Das Epizentrum der übel duftenden Urgewalt muss natürlich irgendwo (gewesen) sein. Ob sich allerdings der Abgangsort mit wissenschaftlichen Methoden exakt feststellen liesse, ist mir nicht bekannt. Auch die kinetische Gastheorie hilft da wohl nicht weiter. Aber egal…

Sofort steht die Frage im verpesteten Raum: Wer ist der Delinquent, die Delinquentin? Der «Ausgangspunkt» (m, w oder d) senkt den Blick bemüht unauffällig und greift sich dezent an die vibrierende Nase. Desgleichen die Restlichen: Alle bis auf jemanden wissen ja, dass sie’s nicht waren… Eine skurrile Konstellation. Am Rande: Ideal für eine Bachelor-Arbeit: «Sozialpsychologische Aspekte des Gruppenverhaltens unter Druck». Aber ich schweife ab...

Kleine Anmerkungen eines Geschäftsleitungsmitglieds (w + d auch möglich) wie «ups – Pups» oder «hoppla, Gasalarm» oder «Gestank in der Bank» sind unerbeten, also «voll drnääbe», da des gehobenen Anlasses nicht adäquat.

Die Sitzungsleiterin, Gott sei Dank frisch bestückt mit einem Weiterbildungsdiplom in «Krisenmanagement», lenkt strategisch geschickt, pragmatisch und in Windeseile (passt…) durch beschleunigtes Vorrücken zum nächsten Punkt der Tagesordnung («Nuancen der Hypothekarkreditvergabe zum Kauf von Garten- und Hundehäuschen») vom heiklen Geschehen ab – während der oder die oder das («Geeeeender»!!!) Hierarchieunterste das Fenster diskret ein wenig öffnet. (de facto: explosiv aufreisst)

Erstaunlich: Wer solcherlei Duftwolken des Öfteren zu verantworten hat, für den, die oder das stehen allerlei Hausmittelchen oder ernstgemeinte medizinischen Ratschläge bereit:
• Radikale Ernährungsumstellung
• Feucht-flauschige Wickel
• Nahrungsverzicht bis zum Tod
• Anis- oder Fencheltee (OMG!)
• Tausendgüldenkrautsaft (…nein, ich weiss es auch nicht!)
• Leichtes Joggen (förderlich für die Magen-Darm-Tätigkeit → aus Gasförmigem wird Flüssiges, Blähproblem gelöst…)
• Uhrzeigersinnig kreisende Bauchmassage (Wirkung s. oben)
• Regelmässiges Beten (alternativ: Meditieren)
• Erwärmtes Kirschkernkissen auf den Kopf Bauch legen
• Verzicht auf Kaffee, Alkohol, Sex, Softdrinks, Milch und Hefegebäck
• Kümmelfrüchte
• Mind. 100-mal kauen
• Artischockenblätter
• Quarantäne «bis auf Weiteres»

Aber Achtung: Neigen Sie selbst zu auffallend endlosem Flatulieren und setzen wahllos mehrere der gelisteten Tipps hoffnungsfroh und heilorientiert in die Tat um, könnte es Ihnen so richtig sturm im Kopf und noch stürmer im Magen-Darm-Sektor werden. Und das wiederum bedeutet Stress. Jetzt kommt’s: Wissen Sie, was zu viel Stress freisetzen kann? Ja, ganz genau: Open-End-Gepupse! Dann haben Sie definitiv (sorry again!) die Arschkarte gezogen...


Datenschutzhinweis

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen